Die Ströbecker Tabiya
In Ströbeck wurde nachweislich bis ins 20. Jh. nach teils mittelalterlichen Regeln gespielt. Diese waren um die Ströbecker Tabiya erweitert, die grundsätzlich zum Spielbeginn gesetzt wurde. Schon im arabischen Raum waren vorgezogene Ausgangsstellungen, so genannte Tabiyen, bekannt, die dazu dienten, schneller "ins Gefecht" zu kommen.
Bei der Ströbecker Tabiya wurden die Bauern vor den Türmen und vor den Damen sowie die Damen selbst zwei Felder vorgezogen. Dadurch war es möglich, den Turm als Figur mit großer Reichweite schon frühzeitig ins Spiel zu bringen.
Diese Tabyia gehörte in Ströbeck auch zum Kurierschachspiel . Zusätzlich gab es als örtliche Besonderheit die so genannten Ströbecker Freudensprünge. Wenn ein Bauer die gegnerische Grundlinie erreichte, konnte er nicht sofort in einen Offizier verwandelt werden, sondern musste noch drei rückwärts gerichtete Sprünge machen, bis er wieder auf seinem Ausgangsfeld angekommen war.
Erst dann konnte er zum Offizier werden. Die Figuren wurden in Ströbeck auf einem um ein Viertel gedrehten Feld aufgebaut, auf dem sich das schwarze Feld in der rechten unteren Ecke befindet. Heute hat man sich auch in Ströbeck längst auf die international anerkannten Regeln umgestellt.
Lange Zeit haben nur einige Tänze des Lebendschach-Ensemble noch die alten Ströbecker Schachregeln mit dem um ein Viertel gedrehten Brett, der Tabyia und den Freudensprüngen gezeigt. Aber 2021 haben sich die Ströbecker die Wiederbelebung dieser Spielvariante auf die Fahnen geschrieben.