Die Gründung des Ströbecker Schachvereins und seine Geschichte
Die Gründung des Ströbecker Schachvereins geht auf das Jahr 1883 zurück.
Die Vereinsmitglieder stellten sich schon damals die Aufgabe, die aus der Ströbecker Schule verabschiedeten Schüler an gemeinsamen Spielabenden im Schachspiel fortzubilden und das Interesse durch Austragung von Meisterschaften im Ort und darüber hinaus zu fördern.
Eine größere Öffentlichkeitsarbeit der Schachgemeinde begann im Jahre 1885 mit dem in Ströbeck durchgeführten 1. Kongress des Harzer Schachbundes. In dessen Eröffnungsprogramm ist über das Dorf Ströbeck folgendes zu lesen :
"Die historische Bedeutung, welche das Dorf Ströbeck in Bezug auf das Schachspiel seit dem 11. Jahrhundert auszeichnet, sowie die auch heute stattfindende ganz besondere Pflege, welche diesem Spiele von den Dorfbewohnern zu Teil wird, hat den Vorstand des Harzer Schachbundes veranlasst, im Einverständnis mit den Ströbecker Bundesmitgliedern, einen außerordentlichen Schachkongress in Ströbeck abzuhalten und zwar unter der Beteiligung auch auswärtiger, nicht zum Bunde gehörender Schachvereine.
Während der Dauer des Kongresses wird gespielt: ein Hauptturnier für Bundesmitglieder und fremde Schachspieler; ein Gangturnier, nur für Bundesmitglieder; ein Ehrenpreisturnier, ein Kinderschachturnier, gespielt von Knaben und Mädchen im Alter von 11 bis 14 Jahren; ein Tombolaturnier; das Kurierspiel und Blindlingsspiele. Meister des Schachspieles und Spieler ersten Ranges werden möglichst zu einem Meisterturnier vereinigt." (Zitat aus dem Programm des Schachkongresses 20./21.06.1885, d.R.)
1886 wurde das bis heute geführte Ströbecker Gästebuch- bzw. Fremdenbuch des Vereins angelegt , in dem alle Höhepunkte in der Geschichte des Vereins , wie z.B. Schachkongresse, Simultanveranstaltungen mit internationalen Großmeistern und Blitzschachturniere festgehalten werden.
Zum 2. Kongress kam der Harzer Schachbund vom 28. bis 30.06.1890 in Ströbeck zusammen. Bei den Einträgen im Fremden- oder Gästebuch findet man unter anderen auch den Namen Schallopp (herausragender deutscher Blindschachspieler)
Ein 4. Schachkongress wurde im Jahre 1908 wieder in Ströbeck veranstaltet. Davon sind auch noch Dokumente vorhanden, wie das, an den deutschen Kaiser gesandte Grußtelegramm und dessen Antwort an den Gemeindevorsteher Söllig.
Nebenstehend finden Sie die Einträge der Teilnehmer an diesem Kongress in unserem Gästebuch..
Zum 4. Schachkongress 1908 erhielt der Saal des Gasthauses zum Schachspiel einen neuen Parkettfußboden mit einem eingelegten Schachbrett, und die Kostüme für den ersten (historisch nachgewiesenen) Auftritt der Lebendschachgruppe wurden damals vom Halberstädter Theater ausgeliehen.
Hierzu ist überliefert worden: "... abends um 18.00 Uhr begann mitten im dazu hergerichteten Saale das Spiel mit lebenden Figuren. Die Kostüme hierzu waren prächtig...., ...zu den 4 Seiten dieses Spieles waren Stühle für die Zuschauer in je 3 Reihen aufgestellt worden... das Spiel erfreute sich lebhaften Interesses und wurde als eine sinnige Veranstaltung von Ströbeck mit großem Beifall aufgenommen..." (Zitat aus der Lokalzeitung "Ilse" aus dem Jahre 1908, d.R.)
Bereits damals gab es Fernschachpartien zwischen Ströbecker Schachfreunden und Halberstädter Spielern. Die jeweiligen Züge gelangten in versiegelten Briefen durch die Botenfrauen nach Halberstadt und die Gegenzüge auf gleichem Weg zurück. Ebenso gab es seit 1954 einen Jahrzehnte dauernden Fernwettkampf zwischen Josef Cacek und Alexander Dorcenko (Popasnaja, Donezbecken).
Außerdem fanden regelmäßig Schachwettkämpfe und Besuche von internationalen Großmeistern in Ströbeck statt, z.B. am 8.8.1926 eine Simultanveranstaltung mit IGM Bertold Lasker und am 8.12.1932 mit IGM Bogoljubow .... . Weitere Simultanturniere mit unterschiedlichen Großmeistern finden Sie auf unser Seite "Simultanschach".
Das Ströbecker Mai-Schachturnier wurde 1960 als "Kleine Schach-Olympiade" mit sechs Mannschaften des Nordharzgebietes zum ersten mal ausgetragen.
1970,1971,1973,1974,1977 und 1983 fanden DDR- Vormeisterschaften in Ströbeck statt. Die Teilnehmer trugen sich anschließend in unser Gästebuch ein.
1978 weilen Anatoli Karpow und Ex-Weltmeister Michael Tal zu einem Kurzbesuch in Ströbeck.
1982 wurde das erste gepflasterte Schachbrett auf dem Schachplatz hergestellt und mit einem Schachspiel eingeweiht.
Den Namen " Förderverein zur Wahrung und Pflege der Schachtradition im Schachdorf Ströbeck e.V." erhielt der Verein nach der politischen Wende 1990.
Josef Cacek mit dem Schachverein hatte einen entscheidenden Anteil an der Eröffnung des ersten öffentlichen Schachmuseums in Deutschland 1991.
Inzwischen treffen sich die aktiven Schachspieler jeden Freitagabend zum gemeinsamen Training.
Sie spielen in der Bezirksliga und in der Bezirksklasse.
Erfolgreichster Spieler unseres Vereins war Harald Darius (1945-2009). Er war dreifacher DDR- Meister im Blitzschach (1968, 1974, 1977) und DDR-Schnellschachmeister (1985) sowie Landesmeister Sachsenanhalt 1991 und 1997
Am 26.11.2009 erhielt der Verein in Berlin/Potsdam den Unternehmer-Preis des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV). Dieser steht für die Kreativität und das Engagement der Ostdeutschen in Unternehmen, Kommunen und Vereinen.
2013 fand die Fahnenweihe des Vereins statt. Die prachtvolle Fahne wurde von unserem Vereinsmitglied Gudrun Ühre gefertigt. |
2013 erhielt der "Förderverein zur Wahrung und Pflege der Schachtradition im Schachdorf Ströbeck e.V. den Deutschen Schachpreis" dieser ist die höchste Auszeichnung des Deutschen Schachbundes für herausragende Verdienste um die Förderung des Schachs.
2017 erhielt unser Verein das Gütesiegel "Familienfreundlicher Verein" und im Rahmen dieser Auszeichnung einen Bildungsgutschein von 50,00 €. Diesen nutzten wir für eine Trainerausbildung. Der Trainerschein kam den kleinsten Schachspielern Ströbecks zugute, da sich der Schachverein seit September 2017 um das Schachtraining im Kindergarten kümmert.
Ein furchtbarer Dachstuhlbrand vom 14.11.2019 im Schachmuseum traf uns hart.
2020 war wegen der Pandemie "Corona" ein sehr schwieriges Jahr. In diesem Jahr fand so gut wie gar nichts von dem statt, das wir vorbereitet hatten und auf das wir uns gefreut haben: Das Maiturnier, das Schachfest und 1025-Jahrfeier des Schachdorfes wurden abgesagt. Die Jahreshauptversammlung fiel aus, das regelmäßige Schachtraining konnte aufgrund des nicht einzuhaltenden Mindestabstands nicht stattfinden. Zum Glück konnte die Liga im November zu Ende gespielt werden. Der für den 13. Dezember geplante Beginn der neuen Liga allerdings wurde inzwischen auf Juni 2021 verschoben. Wenige Wochen davor soll das ausgefallene Schachfest stattfinden.
Das Schachspiel kam dennoch nicht völlig zu kurz. Einige Spieler spielten mit den befreundeten Spielern aus Holland online Schach. Für das häusliche Training haben wir die Trainingsseiten dieser Homepage weiter ausgebaut.
Unser Projekt, das Kurierschach als Teil der Traditionspflege wieder zum Leben zu erwecken wurde weiter verfolgt. Die Nähfrauen haben jede erlaubte Zusammenkunft zum Nähen verwendet, die neue mehrteilige Schachplane sowie die neue Technik für die zukünftigen Lebendschachauftritte im Kurierschach wurde bestellt und die Broschüre als Anleitung für das alte Kurierspiel wurde weiter bearbeitet. Außerdem starteten wir eine außerordentliche Spendenaktion, um unser Museum wieder neu eröffnen zu können.
Unser Kreativteam veranstaltet noch vor der Pandemie einen Bastelnachmittag an dem Jung und Alt teilnahm.
Unsere Bemühungen wurden belohnt, der Schachverein Ströbeck wurde für 2021 von der Kreisstadt Halberstadt als "Verein des Jahres" ausgezeichnet und der Titel "Familienfreundlicher Verein" (Auszeichnung vom Landessportbund) wurde um drei Jahre verlängert..
Am 08.06.2021 kam das erste Ströbeker Gästebuch ist zurück aus der Restaurierung und kann sich nun wirklich sehen lassen.
Oberbürgermeister Daniel Szarata, das zuständige Museumsteam, drei Vertreter des Schachvereins (Renate Martens, Hannelore Gädecke, Oswald Lichtner) und der Ortsbürgermeister Jens Müller aus Ströbeck waren zugegen, als das restaurierte Buch vorgestellt wurde.
Es wurde fachmännisch vom Restaurator Nicolai Exner aus Halle restauriert.
Vorher- Nachher Fotos dokumentierten, wieviel Arbeit zu bewältigen war.
Im zukünftigen Schachmuseum erhält das Gästebuch einen besonderen Platz und kann dann objektschonend digital durchgeblättert werden.
Möglich war die aufwändige Restaurierung durch anteilige Übernahme der Kosten durch die Versicherung ÖSA sowie eingeworbene Spendenmittel.
Herzlichen Dank dafür!
2023 - der Schachturm gleich neben unserem Vereinshaus wird unserem Verein zur Nutzung übergeben
Unser Schachturm machte seit geraumer Zeit einen traurigen Eindruck. Darum arbeitete der Ortschaftsrat in enger Absprache mit dem Schachverein und der Stadt Halberstadt seit einiger Zeit am Projekt, den Turm zu sanieren.
2023 war es soweit, mit Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) konnte die Außenfassade des Schachturms im Schachdorf Ströbeck saniert werden.
Der Förderverein zur Wahrung und Pflege der Schachtradition im Schachdorf Ströbeck e.V. leistete dafür den erforderlichen Eigenanteil von 7.500,00 Euro vom geplanten Gesamtbetrag von 60.000,00 Euro.
Im Rahmen der Sanierung wurde die Fassade freigelegt und geschädigte Mauerbereiche erneuert. Im Anschluss erfolgte eine steinbündige Verfugung. Weiterhin wurden die Außentür und die Leitertreppe zum Aufstieg erneuert.
Halberstadts Oberbürgermeister und Vertreter des Ortschaftsrates sowie des Fördervereins haben das sanierte Bauwerk am 1. September seiner Bestimmung übergeben.